Transpositionen des Bildes als kunsthistorisches Verfahren: Der Fall Roberto Longhi

Umberto Barbaro, Roberto Longhi, Capaccio, 1947.
Als eigenständiges Genre erlebt der Kunstdokumentarfilm zwischen den späten vierziger und frühen fünfziger Jahren in Italien und Belgien eine Hochzeit. Nicht nur Regisseure, sondern auch Kunsthistoriker erkennen in der Gattung ein neues Potenzial. Im italienischen Raum lässt sich in den Dokumentationsfilmen ein Reflexionsmoment über die Transpositionsmöglichkeiten des Kunstwerkes beobachten. Diese Reflexionen lassen sich nicht nur im Filmischen wiederfinden, sondern auch in literarischen Beschreibungen und graphischen Reproduktionen, welche theoretische Fragen und zeitgenössische Debatten über den Status des Kunstwerkes widerspiegeln. Die Arbeitspraxis des Kunsthistorikers Roberto Longhi und die damit einhergehende Problematik der Transposition des Bildwerkes, wird im Vergleich zu unterschiedlichen Positionen von u.a. Carlo Ludovico Ragghianti und Luciano Emmer thematisiert. Insbesondere sollen die reproduktiven und manipulierenden Verfahren, welche der graphischen, photographischen und filmischen Umsetzung zugrunde liegen in ihrer hermeneutischen Dimension und in Bezug auf ihr historiographisches Potential befragt werden. Darüber hinaus wird untersucht, wie visuelle und nicht-visuelle Transpositionen von Kunstwerken zur Entstehung eines historischen Bilderkanons der Frühneuzeit beigetragen haben.